Ein herber Verlust:

Auf den Schulausflug in den Panoramapark freute ich mich schon besonders. Es war ein schöner Sommertag. Nur morgens noch etwas kühl. Deswegen zog ich mir meine rote Lieblings K-Way Regenjacke über mein Sweatshirt. Im Bus schien die Sonne durch die Fenster, und ich begann zu schwitzen. Also zog ich meine Jacke aus, und tat sie mit in meinen Rucksack.

Ein Fahrgeschäft, der so genannte Fichtenflitzer hatte es mir besonders angetan.  Tessa und Vanessa, ein befreundetes Zwillingspärchen aus meiner Klasse hatten auch ihren Spaß an dieser Bahn. Vor allem Tessa, die regelrecht geschwindigkeitssüchtig war. mit Stoppuhren versuchten wir, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen.

Nach etlichen Durchgängen, ich wollte gerade los legen, da hielt mich ein Mitarbeiter des Parks auf, und erklärte mir, die Bahn sei gesperrt wegen eines Unfalles. Sofort schoss mir ein Gedanke durch den kopf – Tessa ! sofort lief ich Richtung Talstation. Ich malte mir schon die schlimmsten Sachen aus. Als ich dann vollkommen außer Atem an der Talstation ankam, standen die Zwillinge fassungslos mit einigen anderen Leuten um den Auslauf.

Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Vanessa erzählte mir ganz fassungslos, dass gerade als die beiden aus ihrem Flitzer ausgestiegen waren, ein Junge quasi ungebremst aufgefahren war. der Bruchpilot war schon im Rettungswagen. so sah man aber nicht mehr viel. Aus Sicherheitsgründen, so hieß es, wurde die Bahn für den Tag geschlossen, also suchten wir nach anderen Alternativen. Den Ganzen Tag über war es in unserer Clicqe Thema Nummer eins.

Erst als ich Abends aus dem Bus ausstieg, fiel mir ein, dass ich ja meinen Rucksack vergessen hatte. Sofort fiel mir der Fichtenflitzer ein. ich versuchte, im Park anzurufen. Vergebens, bis ich endlich jemanden hatte, der mir weiterhelfen konnte, hieß es „ruf doch morgen noch mal an, heute ist dort keiner mehr“

Den ganzen Abend und die Nacht durch musste ich an die Jacke denken. Mir war regelrecht zum weinen zu mute. Aber ich biss die zähne zusammen. immerhin, so war ich mir sicher, konnte es ja nur am Fichtenflitzer sein.  

Gleich am nächsten Morgen noch vor der Schule rief ich im Park an, wieder dauerte es, bis ich jemanden an der Strippe hatte, der mir helfen konnte. Als ich heim kam, war das erste, was ich wissen wollte, ob jemand angerufen hat, aber keiner war da, also hörte ich den Anrufbeantworter ab. Es war tatsächlich eine Nachricht für mich darauf. Leider keine gute. Also rief ich noch mal dort an, und fragte wieder. Aber leider änderte das auch nichts am Ergebnis.

Wenig später hatte meine Mama dann die rettende Idee. Vielleicht war der Rucksack ja im Bus liegen geblieben. Leider wusste ich nicht mehr, welches Reiseunternehmen gefahren war. in der Schule anrufen war. um in der Schule anzurufen war es bereits zu spät. Also musste ich das Wochenende über warten.

Nach dem Wochenende war ich mir zu 100 % sicher, die Jacke samt Rucksack konnte ich nur im Bus vergessen haben. sofort fuhr ich mit dem Rad zum Busdepot, aber leider wurde mein Rucksack nicht gefunden. Meine Mama hatte weniger Verständnis dafür, Anna dafür um so mehr. Sie versprach mir die Augen offen zu halten, das war sehr lieb von ihr, aber so richtig ausrichten konnte sie nicht viel.

Es dauerte einige Zeit, bis ich mich damit abgefunden hatte, dass die Jacke wohl verloren war. dennoch trauerte ich hin und wieder der Jacke nach, besonders dann, wenn ich auf irgendeine Weise daran erinnert wurde. Zum Beispiel eines Tages, als ich mit Anna und den Zwillingen auf einer Party, veranstaltet von einem Jugendzentrum im nahegelegenen Sauerland war.

Dort war ein Mädchen, sie war vielleicht 15, das eine eben solche Jacke trug, wie ich sie verloren hatte. Ein wenig größer war die Jacke schon als meine. während die Party in vollem Gange war, wollte ich doch einfach mal nachsehen. Ich ging also an die Gardarobe, Wo Tessa ihren Dienst versah, während ihre Schwester Vanessa den DJ machte, und sah mir die Jacke genauer an.

Auf die Tasche war mit Schwarzem Edding ein Name geschrieben. – Nina heißt sie also, dachte ich so bei mir, und war schon kurz davor daran zu denken, die Jacke verschwinden zu lassen. Dann verwarf ich den Gedanken wieder. Ich dachte daran, wenn die kleine schon ihren Namen in der Jacke stehen hat, wird sie das Teil wohl doch sehr mögen.

In der folgenden Zeit versuchte ich wieder sehr intensiv nach einem Ersatz für meine rote Jacke, zu finden, aber es gab nichts. langsam näherte sich mein 17. Geburtstag, und ich verdrängte den Gedanken wieder. Es gab genügend zu tun. Unter Anderem mussten Geburtstagsvorbereitungen getroffen werden.

Als es dann ans Geschenke auspacken ging, heilt mir Anna ihr Geschenk hin. „hoffentlich gefällt’s dir.“ Sagte sie. Es sah aus, wie eine Klamotte. Das wunderte mich ein wenig. Sonst immer hatte sie mir eher symbolische Kleinigkeiten geschenkt. Auf jeden fall war es dick eingepackt. Anna wollte verhindern, dass ich vorher erkenne, was es wohl sein könnte.

Als ich das Paket öffnete, traf mich der schlag. Es war tatsächlich eine rote K-Way Jacke. Wo Anna sie her hatte, zeigte sich sehr schnell. Auf der Innentasche stand „Nina“. Ich sah Anna an, und dachte schon – nee, sie hat doch nicht etwa... Scheinbar konnte Anna Gedanken lesen. „ich hab die Nina einfach gefragt“ sagte sie. Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Ich fiel Anna in die Arme, knudddelte sie, und hätte sie am liebsten nie wieder los gelassen.