Jenny und der rosa Regenanzug:

Als sonntags abends das Telefon klingelte, dachte ich erst an Anna, die das Wochenende zusammen mit ihrer Schwester Jenny bei den Grosseltern verbracht hatte. Die erste Überhaschung war, dass es nicht Anna sondern Lydia, Ihre Mama war. Die zweite folgte auf dem Fuß. Sie brauchte meine Hilfe. Da es um Anna ging, konnte ich nicht nein sagen.

Als ich ankam, erwartete mich die nächste Überraschung. Im ehemaligen Hauswirtschaftszimmer hatte Lydia für Jenny ein brandneues Zimmer eingerichtet. Anna wird sich aber freuen – dachte ich bei mir. Und mit dem Elan, den mir die Vorfreude auf das verdutzte Gesicht bereitete, machte ich mich an die arbeit.

Meine Aufgebe dabei schien eigentlich recht einfach, Ich sollte die Klamotten, die Lydia aus dem Gemeinschaftsschrank aussortiert hatte rüber ins neue Zimmer bringen, und dort in die entsprechenden Fächer einsortieren. Wie es für Lydia üblich war, klebte an jedem Schrankabteil ein POST IT wo so was wie „Socken“, „T-Shirts“ oder „Bettwäsche“ draufstand.

Bei Einer Fuhre war auch Annas pinkfarbener K-Way Schlupfjacke, die sie immer in der 4. oder 5. Klasse getragen hatte, wenn es regnete. Überaschenderweise existierte dazu auch eine passende Hose. Ich hatte die beiden Teile gerade auf einen Bügel gehängt, und im Schrank platziert. Da überkam mich die Lust die Sachen mal anzuprobieren.

Sofort merkte ich, dass mir die Hose zu knapp war, um sie über die Jeans zu ziehen, deshalb zog ich sie aus. Und wo ich dabei war auch gleich meinen Pullover. So schlüpfte ich dann in die Sachen, und betrachtete mich in dem Anzug vor dem großen Spiegel, der an Jennys neuem Schrank hing.

Wohl ein wenig zu lange. Denn auf einmal hörte ich Schritte. ich hatte Panik, dass mich Lydia mit den Sachen erwischt. zum Ausziehen der Hose fehlte die Zeit. also zog ich meinen Slip über die Hose, und darüber meine Jeans. zum ausziehen der Jacke kam ich nicht mehr. Lydia kam zu mir ins Zimmer und sagte: „Och Nicki, lass doch den quatsch. Die Jacke ist dir doch viel zu klein, und außerdem hast du von dem Zeugs doch schon so viel." Zum glück ging sie gleich wieder zurück, nach dem sie mir den weiteren Stapel zum einsortieren dagelassen hatte. Also zog ich die Jacke aus, und tat ihn in Jennys Schrank.  Das fiel mir sichtlich schwer.

es dauerte eine Weile, bis ich mich durchringen konnte, mir die Hose wieder auszuziehen. zwischenzeitlich war sie ziemlich verschwitzt. Ich drehte die Hose auf links und wischte sie mit Klopapier ab. Das erregte mich sehr. Dem entsprechend fiel es mir auch echt schwer die Hose zurück zu der Jacke in den Schrank zu hängen.

Als Anna und Jenny dann endlich ankamen, war die Freude groß, und ich konnte mich wenigstens etwas ablenken. Ein kleiner Trost für mich war, dass jetzt, wo Anna ihr eigens reich hatte, ich wenigstens etwas öfter bei ihr übernachten konnte.

Ein paar Tage später lud mich Annas Mama zum Schlittschuhlaufen ein. Jenny trug zu dem Anlass den Pinkfarbenen K-Way Anzug und darüber eine Weste. Ich stelle mich schon normalerweise auf Schlittschuhen nicht sonderlich geschickt an, aber beraubt meiner Konzentration muss ich mich wohl wie der erste Mensch benommen haben.

Jedenfalls dauerte es nicht lange und – Peng ! rasselte ich volle Suppe mit einem anderen Läufer zusammen. der nette Mensch tat sich Gott sei Dank nichts. Nur mein Knie. Das hatte einen abbekommen. Wirklich schlimm hatte ich mich damals nicht verletzt, aber weiterlaufen war nicht. Also sah ich von der Reservebank aus zu. Es fiel mir schwer mich zu beherrschen.

Als wir dann wieder zuhause waren, versuchte ich mich etwas mit fernsehen abzulenken, während Lydia uns das Abendessen bereitete Dabei bin ich dann so schnell auf dem Sofa eingeschlafen, dass ich nicht mehr mitbekam, wie es fertig wurde.

Als ich wieder aufgewacht bin, war es bereits stockfinster und Mucksmäuschen still im Haus, und ich war mit einer Wolldecke zugedeckt. Zwischen meinen Beinen hatte sich bemerkbar gemacht, wovon ich geträumt hatte.

Ich stand auf, und ging Richtung Bad um mich abzuwischen, als ich an der Gardarobe im Schein des schwachen Lichtes, das aus dem Zimmer von Jenny fiel, den Regenanzug hängen sah. ich nutzte die Gelegenheit, und schlüpfte feucht wie ich war hinein. Dann legte ich mich wieder hin, und „entspannte“ mich. Dabei bin ich eingeschlafen.

Gott sei Dank bin ich am nächsten morgen wieder aufgewacht, bevor die anderen wach waren. Ich zog den Anzug also schleunigst aus, wischte ihn innen halbwegs trocken, und hängte das gute stück zurück an die Garadrobe.

Nach dem anschließenden Frühstück sind wir alle einkaufen gefahren. Neue Klamotten für Jenny. Unter anderem bekam sie eine Daunenjacke und eine Snowboardhose für den Skiurlaub, mit der Mädchenschar am darauf folgenden Wochenende, rechtzeitig zu Ferienbeginn.

Ich freute mich schon, angesichts der Aussicht, den Regenanzug von Jenny ergattern zu können. Das Wochenende ging vorüber, und es fiel mir schwer, mich unter der Woche auf die Schule zu konzentrieren. Aber ich hatte ja ein Ziel.

Donnerstags zu Ferienbeginn ging ich direkt von der Schule aus mit Anna nach hause. Abreise für Jenny war für den darauf folgenden Freitag geplant.

Ich hoffte den Anzug in ihrem Schrank zu finden, damit ich in verstecken kann. aber dummerweise war er nicht mehr im Schrank.

Ich versuchte Jennys Koffer zu durchsuchen. Aber musste mich dabei beeilen, weil ich angst hatte, Jenny käme aus der dusche zurück bevor ich fertig war. Als es dann freitags morgens so weit war, und Jenny sich ihren Rucksack, den sie normalerweise für die schule nimmt, schnappte, schoss mir nur ein Gedanke durch den kopf – da muss der Anzug drin sein.

Leider hatte ich keine Möglichkeit mehr, auch darin nachzusehen. So fand ich mich damit ab, das Teil so schnell nicht wieder zu sehen. Ich war tierisch geknickt, das ist auch Anna nicht entgangen. Also lud sie mich auf eine Pizza ein.

Auf dem weg zur Pizzaria kamen wir an einem Kleidersammelcontainer vorbei. Als Anna das teil sah, machte sie ein ganz komisches Gesicht. Ich konnte es nicht genau zuordnen, aber während wir Pizza aßen, grinste sie die ganze zeit wie ein Honigkuchenpferd.

Als wir wieder zurückkamen, zerrte mich Anna gleich in den Keller. Dann zeigte sie mir einen Sack vom roten Kreuz. Sie wühlte eine weile darin, und Simsallabim – sie zog den Anzug hervor !

Ich war total von den Socken. Dann habe ich Anna erst einmal geknuddelt. Anna grinste, dann sagte sie „ich hab’s mir überlegt, ich behalte den Anzug.“ das schockte mich schwer. Aber schon im nächsten Moment grinste sie wieder.

In diesem Moment war ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Nicht nur wegen dem Anzug, sondern auch weil ich so eine tolle Freundin habe. Ich zog mir den Anzug sofort an, und drückte Anna erst einmal. Und wann immer Gelegenheit war trug ich ihn natürlich.