Ein unerwartetes Geschenk:

Die Feiertage waren sehr schön. Vor allem Annas Geschenk, der Lila Skianzug, den sie mir geschenkt hatte hat voll ins Schwarze getroffen. Was Geschenke betrifft, bin ich absolut nicht materialistisch veranlagt. Ein Geschenk muss einfach passen, und das tat es. ich Schämte mich immer noch total, dass ich geglaubt hatte, Anna wollte ihn Jenny schenken. Eigentlich sollte ich sie nach so langer zeit ja auch besser kennen.

Ich lag also auf meinem Bett, und erfreute mich an meinem Weihnachtsgeschenk, als es an der Türe klingelte. Da ich niemanden erwartete, zog ich mir den Anzug sicherheitshalber wieder aus, und schlüpfte in meinen Trainingsanzug. Es waren die Zwillinge.

Weil die 2 nicht wirklich wussten, dass ich den Anzug bekommen hatte, war mir gleich wohler, dass ich ihn ausgezogen hatte. Vanessa fiel mir gleich in die Arme und gratulierte mir nachträglich. Dann gab Tessa mir das Päckchen und sagte „sind zwar nur Klamotten…“ Vanessa beendete den Satz „…Aber vielleicht gefällt es dir ja“

Ich packte sofort aus. Dann kam die Überraschung. Es war ein einteiliger Skianzug. Er war etwas größer, als der den ich von Anna bekommen hatte. aus feinstem dunkelblauen glänzendem Polyester. Am Kragen war ein rotweißer V-förmiger ausschnitt angedeutet. Ich dachte, es sollte die Entschädigung für den mir entgangenen Skianzug sein, den Anna, so jedenfalls glaubten es die Zwillinge, Jenny geschenkt hatte.

Ich schämte mich – aber so was von. Vanessa forderte mich auf, ihr Geschenk gerade mal anzuprobieren. Ich nahm den Anzug in die Hand, und öffnete den Reißverschluss und grübelte dabei darüber nach woher der Anzug war. Woher ihn die beiden auch immer hatten, vor kurzem muss noch jemand gewesen sein.

Tessa grinste. „Na was meinst du? wer von uns war das wohl?“ So gut war meine Nase nicht, dass ich das auch noch erschnüffeln hätte können. Also verließ ich mich auf meinen Bauch, und riet ins Blaue: „Du“, sagte ich zu Tessa, „aber deine Schwester hat ihn vorher mal anprobiert“. Und traf damit voll ins Schwarze.

Vanessa forderte mich auf, den Anzug direkt einmal anzuziehen. Also stieg ich so wie ich war hinein. „sie lachte“ du ziehst doch sonst nicht so viel drunter.“ In mein Zimmer zum Umziehen konnten wir nicht. Dort lag ja noch der Anzug, von dem Tessa glaubte, sie hätte ihn Anna für ihre kleine Schwester Jenny geschenkt auf dem Boden. Und ich wollte unbedingt vermeiden, dass sie ihn sieht.

Irgendwie gelang es mir dann doch die beiden von meinem Zimmer fernzuhalten, bis ich darin war, und den anderen Anzug unter dem Bett zu verstecken.

Von dem ganzen Rambazamba wurde schließlich meine Mama auf uns und das Geschehen aufmerksam. Die wollte natürlich wissen, was da los war. „ist für den Ausflug“ sagte Vanessa. Nun wurde ich hellhörig, aber Tessa hielt sie zurück. Abends war ich bei Anna eingeladen. Die war wohl auch eingeweiht worden, wollte aber nichts verraten.

Am Abend erfuhr ich schließlich von Annas Mama was geplant war. Jenny wollte unbedingt ihren Geburtstag wieder in der Jugendherberge im Harz, wo wir im Jahr zuvor waren feiern, und hatte ihre Mama so lange gelöchert, bis sie fahren dürfte. So wohl Anna als auch ich waren überrascht, dass sie zugestimmt hatte. allerdings wurden gewisse Abstriche gemacht.

Nun stand ich aber vor einem Problem – Was war, wenn Tessa Jenny auf den Skianzug ansprechen würde? Auf jeden fall musste Jenny den Anzug tragen. So wäre ich aus dem Schneider. Ich hielt es für die beste Idee, Jenny das teil einfach zu leihen, und darüber kein Wort zu verlieren.

Ich war mir fast sicher, die Zwillinge würden Jenny nicht genauer fragen. Alles wofür ich zu sorgen hatte, war dass Jenny ihn auch wirklich trägt. Jetzt musste ich mir nur noch einen Grund ausdenken, warum ich ihn ihr leihe. Ganz klar, ich beschloss, ihr den Anzug als Geburtstagsüberhaschung unterzujubeln.

2 Tage vor der Abfahrt, ihrem eigentlichen Geburtstag, sprach ich Jenny an. ich hielt den Moment für günstig, denn Anna war mit ihrer Mama einkaufen, und ich war mit ihr alleine. Ich zeigte ihr also den Anzug, und versprach ihr, dass sie das teil für den Ausflug am Wochenende haben darf.

Jenny war total aus dem Häuschen, und probierte ihn gleich an. das Schauspiel konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Als sie schließlich so vor mir stand, wollte ich ganz sicher gehen, und bat sie, mir zu versprechen, den Anzug auf jeden fall zu tragen.

Dann fiel Jenny die weiße K-Way Jacke auf, die ich noch über dem Stuhl hängen hatte. ich wollte sie eigentlich über meinen Skianzug ziehen. Noch bevor ich was sagen konnte, hatte sie sich das Teil auch schon übergezogen. So begutachtete sie sich vor dem Spiegel.

„gelle das teil leihst du mir doch“ sagte sie, und sah mich dabei mit ihren großen braunen Hundeaugen an. es fiel mir schwer, nein zu sagen. Aber ich wollte die Jacke unbedingt selbst über meinem neuen Skianzug tragen. Eher unfreiwillig nahm mir Anna, die überraschend früh vom Einkaufen zurück kam die Entscheidung ab.

„Was hast du gemacht, dass die Nicki dir den leiht?“ fragte sie Jenny. „nix, die hat mir den so gegeben“ sagte sie. In dem Moment begannen ihre Augen zu leuchten. Man sah regelrecht den A-Ha-Moment. Ich wusste, es hatte keinen Zweck, wenn ich nun weiter irgendwo um den heißen Brei herum rede, und erklärte Jenny, dass die Zwillinge glaubten, der Anzug wäre ihrer.

„wenn die 2 das glauben, dann ist das auch so.“ sagte sie grinsend. Ich bestand darauf, dass es aber nur eine Leihgabe ist. Daraufhin sagte sie „dann musst du mir aber auch die weiße Jacke leihen. Ich fand es unfair, dass Jenny mich so erpresste. Und dass Anna nur daneben stand und versuchte, sich das Lachen zu verkneifen fand ich auch nicht gerade toll. Aber ich ließ ihr den Spaß, immerhin war es ja ihr Geburtstag.

Am Abend wandte sich Anna an mich „du Nicki? du hast doch jetzt ein anderes Geburtstagsgeschenk für meine Schwester. Ich wusste genau was sie wollte. Sie hatte kein Geschenk für Jenny besorgt, und wollte, dass ich ihr die DVD überlasse, die ich für Jenny besorgt hatte. ich fand das ganz schön dreist, aber Annas Charme konnte ich nicht widerstehen. Dann versprach ich ihr, was anderes zu besorgen.

Die Nacht vor der Abreise verbrachte ich bei Anna. Vorher war ich allerdings noch einmal zuhause. Ich wollte mir dort einen Ersatz für die weiße K-Way Jacke und ein Ersatzgeschenk für Jenny aussuchen. Dabei war mir die dunkelblaue Schlupfjacke, die ich ein Jahr zuvor gemopst hatte in die Finger gefallen. Ich konnte einfach nicht widerstehen, sie zu tragen. Damit dass der Vorbesitzer der Jacke wieder dort war rechnete ich weniger. Der Gedanke daran machte mich allerdings irgendwie an.

Ich wusste, die Jacke würde Jenny gefallen. Ich überlegte, ob ich nicht noch so was Ähnliches hätte. da fiel mir die Kiste wieder ein, die ich mal bei Ebay ersteigert hatte. darin waren unter anderem 2 dunkelblaue Glanznylonjacken mit 2 weißen Streifen auf den Ärmeln. Für Jenny fielen die teile noch ein klein wenig weit aus, aber ich dachte mir, das ist das perfekte Geschenk. Schließlich hatte ich ja dann noch eine davon.

Früh am nächsten Morgen klingelte der Wecker. ich ging gleich ins Bad um mich zu waschen. Als ich wieder heraus kam, hatte Anna bereits mein Ensemble an. grinsend sagte sie zu mir. „Wenn du die Sachen wiederhaben willst, musst du sie mir schon ausziehen.“ Das ließ ich mir nicht 2-mal sagen. Während wir uns vergnügten klopfte es an der Türe von Annas Zimmer. Es war ihre Mama. „Mädels, kommt frühstücken!“ rief sie. Wir zogen uns unsere Sachen über. Das heißt Anna nur die Latzhose und ein T-Shirt. Die Jacke nahm sie so mit. Auch ich zog mir den Overall über, aber nur halb. Das Oberteil ließ ich halb runter hängen.

Auch Jenny hatte bereits die lilafarbene Latzhose, die ich ihr gegeben hatte an. die Jacke und meine weiße K-Way Jacke hatte sie unterm Arm. Annas Mama wunderte sich schon über das Outfit ihrer Tochter. „Das ist das Geschenk von der Nicki“ sagte sie, und ich merkte schon wieder wie sie sich das Lachen verkneifen musste.

Wir beeilten uns mit dem Frühstück. Das war Teil der Sparmaßnahme, denn es war nur eine einzige Übernachtung eingeplant. Da will man doch jede Sekunde ausnutzen. Der Chevrolet, den die Zwillinge im Jahr zuvor hatten, war ebenfalls dem Rotstift zum Opfer gefallen. 300 km eine strecke – da sind 20 Liter Super auf 100 km doch ein wenig viel. Deswegen hatte Annas Mama von ihrem Chef einen VW Bus organisiert. So ein moderner Turbodiesel ist eben nicht ganz so durstig.

Der letzte Posten an dem gespart wurde war die Gästeliste. Unter anderem war Jasmin nicht dabei. Das wunderte mich ein wenig, denn letztes Jahr stand sie ganz oben auf der Liste. Ich dachte, sie wäre vielleicht mit ihren Eltern im Urlaub, darf nicht mit oder so.

Die Zwillinge mussten natürlich mit, aber nicht um Jennys willen. Die beiden sind einfach selbst total Schneeversessen. Auch ihre Unterkunft zahlten sie selbst. Ich wollte meine auch selbst bezahlen, aber Annas Mama bestand darauf, dass ich eingeladen bin, immerhin gehörte ich ja schon fast zur Familie. zu vermeiden, dass ich meine Beteiligung aufdränge war auch der Grund, warum ich erst so spät eingeweiht wurde.

Weil Anna und ich nach dem Wochenende wieder arbeiten mussten, war vorgesehen, dass sie und ich mit den anderen im Bus heimfahren. Die Zwillinge wollten dann noch einige Tage bleiben. Manchmal beneidete ich die beiden um ihre Freiheit.

Als die Zwillinge ankamen, flüsterte Anna Vanessa was ins Ohr. Die wiederum Tessa. Dann begannen die 3 zu gigglen. Dann erzählte mir Anna, dass die Zwillinge längst wussten, dass der Anzug den Jenny trug meiner war. Anna hatte es Tessa gesagt, als die fragte, ob er Jenny gefällt. – war ja nichts dabei. Jedenfalls ärgerte ich mich jetzt mächtig, dass ich alles so vertuschen wollte. – aber was soll’s, abgesehen davon, dass Jenny nun den Skianzug trug, den ich eh nicht tragen konnte, weil ich ja den anderen an hatte, war nicht viel passiert.

Bei der Ankunft war wieder das übliche Ritual angesagt, alles rannte los, sich die besten Zimmer ergattern. Anna, die Zwillinge und ich sicherten uns wieder ein Vierbettzimmer mit 2 Doppelbetten. Die Zwillinge konnten sich wieder nicht einigen, wer von den beiden oben schlafen darf, also entschied Anna, dass Tessa über mir im linken und Vanessa über ihr im rechten Doppelbett zu schlafen hatte. Damit wir nicht zu weit auseinander lagen, schoben wir die Betten kurzerhand zusammen.

Als wir schließlich so weit waren, sind wir dann auch gleich auf die Piste. Meine Entscheidung, die blaue Jacke anzulassen bereute ich recht schnell, denn in trauter 2samkeit mit Jenny erspähte ich plötzlich jenen Jungen, dem ich damals die Jacke gemopst hatte. So langsam dämmerte mir, warum Jenny ausgerechnet wieder hier hin wollte.

Wenn ich jetzt wegrenne, dann wird er erst recht auf mich aufmerksam – dachte ich, und versteckte mich ein wenig hinter den Zwillingen. Ich hatte wohl glück, er hatte nur Augen für Jenny. zusammen mit Anna den Zwillingen, Jenny und ihrem Flirt machten wir uns auf den Weg zum Lift. Es war so einer von diesen Sesselliften, wo immer nur 2 Leute pro Gondel platz hatten. Ich hielt mich in der Gruppe bewusst ganz hinten. Anna wollte unbedingt eine Gondel hinter Jenny sitzen, mir war das zu riskant, deswegen setzte ich mich neben Vanessa eine Gondel hinter Anna und Tessa.

Nun konnte ich die Jacke ungestört ausziehen. Ein nicht ganz so einfaches Unterfangen, wie sich herausstellen sollte. Der Bügel des Lifts behinderte mich doch sehr, und beinahe wäre mir die Jacke flöten gegangen. Zuerst wollte ich sie mir um den Bauch binden, doch dann stellte ich fest, dass die Bauchgurte am einreißen waren. Um nicht zu riskieren, dass ich das gute Stück verliere. Also zog ich die Jacke einfach unter meinen Overall.

Rechtzeitig bevor ich wir oben ankamen hatte ich es geschafft. Vanessa konnte ich schlecht sagen, warum ich die mühe auf mich genommen hatte. Zu sechst surften wir auf unseren Snowboards dem Tal entgegen. So langsam bekam ich auch den Bogen raus, nur solche Tricks wie Vanessa und vor allem Jennys Urlaubsflirt, die hatte ich nicht wirklich drauf.

Zum Mittagstisch versammelten wir uns in der Kantine der Herberge. Für mich die Gelegenheit, die blaue Jacke los zu werden. Ich tat sie in mein Zimmer. Als ich wieder runter kam, saßen die anderen schon am Tisch. Auch Jennys Urlaubsflirt. Seine Skiweste hatte er aufgemacht. Jetzt konnte ich endlich sehen, was das für eine Jacke war, die er trug. Es schien eine K-Way Jacke in perfektem zustand. Genauso eine, wie ich sie auch schon hatte.

Dass ich ihn so intensiv ansah, fiel ihm sofort auf. Aber er schien es sogar ein wenig zu genießen. „is’ was?“ fragte er mich ganz selbstbewusst und offenbar seines Charmes und guten Aussehens sehr bewusst. „ich bewundere nur deine Jacke“ sagte ich dann. Das ist eine echte Wagner, so was kriegt man nicht mehr oft“ sagte er. In dem Moment fiel mir das W auf. „ich weiß, antwortete ich. „so eine hab’ ich auch, aber nicht zum Reinschlüpfen“, und meinte damit, dass bei meiner der Reißverschluss bis unten durchgeht.

Ich hatte gerade ein stück Hähnchen im Mund, als er sagte „Deine blaue gefällt mir auch, warum hast du die ausgezogen?“ ich musste aufpassen, dass ich mich nicht verschluckte. Zuerst fiel mir nichts ein – oh wie beneidete ich Anna, die eine wahre Meisterin im Erfinden von Ausreden war. „ist mir zu heiß geworden“, sagte ich schließlich ganz verlegen.

Dann stellte er sich erst vor. „wo bleiben eigentlich meine Manieren, ich bin der Ben“, sagte er, dann gab er mir eine Visitenkarte, und sagte mir, dass ihm der Anzug ohne die Jacke drüber deutlich besser gefiel.

Jenny passte das absolut gar nicht, und sie ließ den armen Ben das schon ein wenig spüren. Dann entschuldigte er sich bei mir und Jenny, und wandte sich ihr wieder zu. Das war mir auch ganz recht, denn so süß Ben auch war und für seine vielleicht 16 Jahre wirkte er schon sehr gewandt und reif, aber ganz meine Altersklasse war er nicht.

ich wollte Jenny ihren Geburtstag nicht verderben und Zeit für die Geschenke war auch schon. Ben bestand darauf den Anfang zu machen. Sein Geschenk war nicht wirklich groß, aber hatte es in sich. Ein süßes silbernes Halskettchen mit einem kleinen Wassermann, Jennys Sternzeichen.

Danach kam Anna an die Reihe. Eigentlich hatte ich gedacht, dass sie Jenny die DVD gibt. Stattdessen nahm sie das Ersatzgeschenk, eine dunkelblaue Glanznylonjacke mit 2 Streifen auf den Ärmeln, die ich aus der Kramkiste hatte. Sie dachte, das wäre das Geschenk, was ich für sie besorgt hatte.

Jenny packte es aus. „danke für die Jacke“, sagte sie grinsend zu mir. Ich tat erst so, als wüsste ich von nichts. Dann sagte sie, „hat meine Schwester mal wieder das Geschenk vergessen?“ Dann gab ich Jenny die DVD. „eigentlich war das das Geschenk von deiner Schwester.“, sagte ich, und tat so, als ob Anna die beiden Päckchen nur verwechselt hat.

Ben gefiel Jennys neue Jacke sehr, und er fragte, ob er sie einmal anprobieren könnte. Für Jenny fiel die Jacke etwas weiter aus, und da Ben relativ schmal gebaut war, könnte sie ihm passen. Jenny hatte kein Problem damit, und gab die Jacke direkt her. Ben zog sich seine rote Jacke aus, krempelte sie zusammen, und band das Päckchen um den Bauch. Dann schlüpfte er in die Jacke von Jenny.

„darf ich mir die ausleihen?“ fragte er sie. Jenny hatte kein Problem damit. Ben fand das cool, und lieh ihr spontan seine rote Jacke Schlupfjacke. Jenny gefiel das. Ich hoffte eigentlich darauf, dass sie sich die rote Jacke gleich anzieht, damit ich die weiße Jacke wieder haben kann. Den Gefallen tat mir Jenny aber nicht. Sie gab Paul ein Küsschen, dann sagte sie „ich zieh die Jacke heute Abend zur Party für dich an.“ Dann band sie sich das Päckchen um den Bauch.

Nach dem Mittagessen ging sie hoch, die Jacke in ihr Zimmer bringen. Vanessa begleitete sie. Ich dachte mir dabei nichts Besonderes. Bis die beiden wieder kamen. An Jenny fiel mir nichts auf, aber Vanessa trug meine dunkelblaue Schlupfjacke. Ich hatte prinzipiell nichts dagegen, nur dachte ich, dass Paul das auffallen könnte.

Meine Befürchtungen waren jedoch umsonst. Er verlor kein Wort. Das beruhigte mich sehr. So konnte ich mit Anna die Party genießen. Es wurde sehr spät. Geschlossen verließen wir die Veranstaltung. Irgendwie waren Anna und ich noch etwas aufgekratzt. So veranstalteten wir eine spontane Nachtwanderung im Schein der Flutlichtanlage.

Dass die Lichter um Mitternacht gelöscht werden hatten wir nicht bedacht. Gott sei Dank war es eine klare Nacht, so konnten wir im schwachen Neumondlicht den Weg ungefähr ausmachen. Auch in der Herberge waren keine Lichter mehr zu sehen. Da fiel mir wieder ein, warum die Anderen früher gegangen waren. Um 23.00 Uhr war in der Herberge Torschluss. Aber Anna hatte die Lösung in form eines Schlüssels. Woher sie ihn hatte, wollte ich gar nicht wissen.

Wir schlichen uns in die Betten. Licht machten wir gar nicht erst an. dann bemerkte ich, dass in meinem Bett eine Nylonjacke liegt. Ich ging davon aus, es wäre die Jacke, die sich Vanessa geliehen hatte, und hob sie auf. In dem Moment fiel mir auf, dass es die weiße K-Way Jacke war. ich war aber zu fertig, um noch irgendwas zu unternehmen, und legte sie zu meinem Skianzug, der schon neben dem Bett lag.

Als mich Tessa am nächsten morgen weckte, war die Jacke weg. Ich fragte sie, wo sie ist. „Weiße Jacke?“ fragte Tessa und sah mich an, als ob ich sie nicht mehr alle hätte. ich war schon so weit, zu glauben, dass ich alles nur geträumt hatte, als Anna vom oberen Bett herunter gekrabbelt kam. Sie trug über ihrem Skianzug die weiße Jacke. Dann lachte sie. „reingefallen“ sagte sie, und erzählte mir, dass Jenny die Jacke ihr gegeben hat. Dass Anna die Jacke eigentlich mir geben sollte, verriet sie mir nicht.

ich war etwas enttäuscht, denn eigentlich wollte ich sehen, wie die weiße Jacke zu meinem dunkelblauen Skianzug passt. Das hätte ich nicht äußern sollen, denn in diesem Moment schnappte sich Tessa den Anzug, und warf ihn zu Anna. Vanessa hielt mich fest. Dann zog Anna sich ihren aus, und warf ihn zu mir. Schließlich zog sie sich genüsslich den blauen Anzug und die weiße Jacke an.

Das Outfit stand Anna sehr gut. Auch Vanessa stimmte mir zu, und zog sich wieder die blaue Jacke an. für mich kein Problem. Ich wusste ja, ich bekomme sie wieder. In Windeseile hatten wir unsere Betten abgezogen, die Bettwäsche eingepackt und das Zimmer gefegt. So konnten wir dann ab auf die Piste, und den Vormittag genießen.

Jedenfalls bis Jenny erfuhr, dass sie nicht bei Ben bleiben darf. Das ganze war nämlich so, Ben, der Sohn des Hausmeisters hatte Jenny angeboten, noch ein paar Tage zu bleiben. Jennys Plan war es, dass sie später mit den Zwillingen heimkommt. Aber ihre Mama war alles andere als damit einverstanden, ihre pubertierende Tochter so lange alleine mit einem für sie fremden Jungen zu lassen.

Jenny war stinksauer. Das ganze führte letztendlich so weit, dass ihre Mama kurzerhand entschied, mit Jenny, Anna, den anderen und mir direkt heimzufahren. Wir trommelten alle zusammen, dann wurde eiligst gepackt, und abfahrt. In der ganzen Hektik hatte ich total vergessen, Vanessa nach der Jacke zu fragen. Als ich dann zuhause war, fiel es mir wieder ein. Irgendwie war mir bei dem Gedanken etwas mulmig zu mute, wenn Vanessa dort mit der Jacke rumlauft, ob Ben nicht doch was merkt.

Irgendwie gingen die 2 Wochen bis die Zwillinge wieder da waren auch rum. Ich wartete nicht lange, und sprach Vanessa gleich auf die blaue Jacke an. die druckste etwas herum. Ich dachte schon, sie hätte das teil verloren, oder schlimmer noch, Ben hätte sie entdeckt. Das wäre mir echt mega peinlich gewesen. Dann gestand sie mir, dass ihr das teil etwas kaputt gegangen wäre.

Ich befürchtete schon schlimmeres, als ich erfuhr, dass es sich um einen kleinen Riss unter der Achsel handelte. Ihr nicht zu sagen, dass der riss schon vorher da war, hielt ich für falsch. Aber ich wartete damit ein Weilchen. Als ich es ihr dann sagte, kramte sie die Jacke aus ihrem Rucksack, und warf sie mir ins Gesicht.

Als Tessa dann auch noch etwas giggelte, tat mir die arme Nessa etwas leid. Ich versprach ihr dann eine Wiedergutmachung. gesagt – getan. Ich wusste, Vanessa würde die Jacke gefallen, also holte ich für sie das 2. Exemplar der beiden dunkelblauen Jacken, das ich eigentlich für mich aufheben wollte hervor.

Als Anna und die Zwillinge die Jacke sahen, sagten sie geschlossen „Nicki!?“ Alle 3 glaubten tatsächlich, dass ich die Jacke gemopst hatte. ich verteidigte mich und bot an, Jenny zu fragen. Das machten wir dann auch. Wir gingen zu Anna und fragten Jenny. die sah mich etwas kleinlaut und demütig an und sagte: „bist du mir böse?“ ich wusste erst gar nicht, was gemeint war. dann erzählte sie mir, dass sie die Jacke Ben geschenkt hatte. als andenken.

So ganz für richtig hielt ich das nicht, weil ich mir nicht sicher war, ob Ben wirklich an Jenny denkt, wenn er die Jacke trägt, und irgend eine andere küsst, hielt es aber für besser, das Jenny nicht so zu sagen. „das ist alleine deine Entscheidung“, sagte ich. Jenny war überglücklich, zu das von mir zu hören.

Die 3 entschuldigten sich bei mir, damit war für mich alles okay. Einige Monate später, es war zwischenzeitlich Sommer geworden fiel mir die Jacke wieder beim Schrankaufräumen in die Hände. Spontan gingen mir 2 fragen durch den kopf. vermisst Ben die Jacke? Vermisst er Jenny? so gerne ich die antworten auch erfahren hätte, fragen wollte ich doch nicht.