Die Drachenlady:

Es war ein schwülheißer Sommertag. Nach der Arbeit brauchte ich einfach eine Erfrischung. Weil ich weder Anna noch die Zwillinge erreichen konnte, und die Zeit eh knapp war, entschloss ich, alleine zu gehen. ich stand gerade unter der Dusche, als eine Frau hereinkam. Sie war eher zierlich und recht muskulös, aber nicht übertrieben. Am Körper trug sie einen mittelblauen Badeanzug mit einem breiten, ungefähr auf Bauchnabelhöhe quer verlaufenden, hellgrauen Streifen, gesäumt von 2 dunkelblauen schmalen Streifen. Der Beinausschnitt war sehr hoch, dafür der rücken umso tiefer.

Die Frau gefiel mir, auf der Schulter hatte sie ein Tatto. Einen Drachen, so wie ich vermutete, das meiste wurde vom Träger des Anzuges versteckt. Ihre kurzen Haare ließen vermuten, dass sie vielleicht lesbisch ist, oder zumindest Erfahrungen in dieser Hinsicht hat. auf jeden fall, das verriet schon alleine ihr Körperbau, war sie Sportlerin. Natürlich traute ich mich nicht sie anzusprechen.

Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie sie ihr Badetuch umgehängt die Dusche verließ. Also fackelte auch ich nicht mehr lange, machte mich nass, und ging Richtung Becken. Ich schwamm ein paar runden, dann ging ich unter die dusche. Viel zeit blieb mir so wieso nicht, da das Bad bald schloss. Ich wollte mich ja so wie so nur erfrischen. Die Frau, aber auch der Badeanzug gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Natürlich klapperte ich verschiedene Geschäfte ab, auf der Suche nach solch einem Anzug, nur in einem Geschäft wusste man mit meiner Beschreibung was anzufangen. Fairerweise muss man auch sagen, dass ich bis dahin nicht mal eine Marke wusste. Laut Informationen des Verkäufers war er von Adidas – welch ein Zufall, meine Lieblingsbikinimarke. Allerdings aus der letzten Saison. So blieb mir nur Ebay, in der Hoffnung was zu finden.

In der Hoffnung die Frau noch einmal wieder zu treffen, ging ich jeden Abend nach der Arbeit schwimmen. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Frau auf den Anzug anzusprechen. Dann hatte ich glück, sie war tatsächlich da. Trug aber einen ganz anderen Badeanzug. Das teil war schwarz, und hatte vorne so gelbe Wellen. Irgendwie erinnerte das Muster an die Wellen in meinen Glasmurmeln. Hinten liefen die Träger über kreuz. Nun konnte ich auch das Tatto auf ihrem Rücken in voller Pracht sehen.

Dass ich sie ein wenig zu intensiv ansah, war ihr wohl aufgefallen. Sie sprach mich an. nun verließ mich leider der Mut, und mehr als „cooles Tatto“ brachte ich nicht heraus. Gelegenheit sie ein zweites Mal anzusprechen gab es leider nicht. Denn wie schon beim letzten Mal war sie gerade im Begriff das Bad zu verlassen. Ich versuchte noch einige Male sie zu treffen, aber jedes Mal ging es schief. Also konzentrierte ich mich darauf, bei Ebay zu suchen.

Als mich Anna samstags einlud, mit ihr, ihrer Schwester Jenny und ihrer Mama schwimmen zu gehen, konnte ich nicht nein sagen. Ich hoffte insgeheim, dass die Drachenlady wieder da sein würde, und vielleicht diesmal wieder ihren geilen Badeanzug mit dem Streifen trägt. So normal gekleidet hatte ich sie gar nicht erkannt. Sie aber mich, als sie uns von der Kasse aus entgegen kam. Jedenfalls begrüßte sie mich. Das verdutzte mich genauso wie die Anderen.

Die nächste Überraschung ereilte mich, als wir in die Kabinen gingen. Jenny betrat ihre zu erst „guckt mal was ich gefunden habe“ sagte sie, und kam mit einem noch feuchten Badeanzug wieder heraus. Es war tatsächlich jener Badeanzug auf den ich so mega scharf war. Jenny hätte ihn am liebsten gleich angezogen, aber ihre Mama war davon alles andere als begeistert. „Wer weiß, wer den vorher angehabt hat“ meinte sie. Jenny konterte. „ich zieh auch meinen Bikini drunter“ meinte sie. Aber ihre Mama bestand darauf, dass der Anzug beim Bademeister abgegeben wird.

In der Hoffnung, ihn bei mir verschwinden lassen zu können bot ich mich natürlich gleich an, das zu übernehmen, aber Jenny wollte das selbst erledigen. Also schmiedete ich einen Plan. Gleich am Sonntagmorgen fuhr ich mit dem Fahrrad ins Schwimmbad, und suchte den Bademeister auf. Es wurde aber kein Badeanzug abgegeben.

Das konnte nur heißen, dass Jenny ihn hatte. irgendwie erregte mich der Gedanke. Und ich musste den Anzug haben, wusste aber nicht, wie ich das anstellen soll. Jenny direkt zu fragen hielt ich für falsch, auch Anna wollte ich nicht damit hineinziehen. Sie mochte mich zwar, hatte aber für meinen Spleen nicht viel über.

Dann fand ich tatsächlich ein solches Exemplar. Ich musste ihn unbedingt haben. Dann die Enttäuschung. Das teil lief ausgerechnet während meiner Arbeit aus. So musste ich mich durch ein recht hohes gebot absichern. Ich machte so was nicht gerne, aber der drang das Teil zu bekommen, war einfach zu stark. Also gab ich morgens bevor ich zur arbeit fuhr einen hohen betrag ein. Eigentlich eine zu hohen. Aber es waren schon einige Gebote drauf, und ich wollte ihn um jeden preis haben.

Ich war mir sicher, wenn ich nach hause komme heißt es „3, 2, 1, meins.“ Dann der schock. - Überboten! – Welcher Wahnsinnige (außer mir) gab schon so viel für einen Badeanzug aus? im Nachhinein war ich froh, denn nach dem die KFZ Versicherung bei mir abgebucht hatte, war klar, ich hätte mit dem nächsten Gehalt warten müssen bis ich ihn bezahlen hätte können. Danach beschloss ich, erst mal die Finger von Ebay zu lassen.

Um so überraschter war ich, als mich Anna von der Arbeit abholte, mit einem Bordeauxfarbenen Bikini von mir wedelte, und sagte „lass uns schwimmen gehen“ ich wunderte mich, handelte es sich schließlich um jenen Bikini, den sich Anna immer ausgeliehen hatte, wenn wir schwimmen waren, und fragte mich, was sie wohl anhaben würde. Auf den Badeanzug kam ich nicht, bis Anna sagte ich hab eine Überhaschung für dich.

In dem Moment wurde mir klar, es war Mittwoch. Und bisher hatte ich die Drachenlady immer mittwochs getroffen. Um der Gefahr zu entgehen, ihr direkt in die Arme zu laufen, lud ich Anna erst mal zum Essen ein. Womit ich nicht rechnen konnte war, dass sie ausgerechnet dieses Mal später dran war. Ich stand gerade mit Anna unter der Dusche als sie uns Entdeckte. Sie sprach Anna direkt an: „wo hast du den Badenanzug her?“ Anna erzählte kleinlaut, dass sie ihn gefunden hatte, und er ihr so gut gefallen hätte.

Anna hatte sich gerade aus dem Anzug gepellt, und der Drachenlady das gute Stück gegeben, als ich die frage stellte, was sie jetzt beim Schwimmen anzieht. Ganz bedrückt sagte sie „tut mir leid, wir gehen ein anderes mal.“ Was dann passierte hätte ich in 1.000.000 Jahren nicht erwartet. Die Drachenlady gab Anna den Anzug, und sagte „süße, du kannst ja nicht nackt schwimmen.“ Dann fügte sie noch an „ob wohl das bestimmt gut aussähe“.

Ich war etwas gespalten, einerseits passte es mir nicht, dass meine Süße Anna von ihr angemacht wird, andererseits fand ich was sie gesagt hat mega goldig. Sie gab Anna den Anzug, und sagte „pass gut drauf auf, das ist mein Lieblingsteil.“ Anna war verdutzt. - Warum schenkt mir eine wildfremde Frau ihren Liebligsbadeanzug?“. dann klärte es sich auf. Sie sagte „mein Mann hat mir genau den gleichen noch mal zum Geburtstag geschenkt, nach dem ich den hier verloren hab.“

„Mann? du bist also nicht…“ weiter kam ich nicht. die Drachenlady lachte. „nee“ Sagte sie. Ich spann dir schon deine Süße nicht aus. In der ganzen Hektik vergaß ich total zu fragen, mit wem ich es eigentlich zu tun hatte.  auch sie wusste praktisch nichts von uns.

Zu nächst mal genossen wir das Badevergnügen in vollen Zügen. Ich war schon fest der Meinung, dass Anna den Badeanzug Jenny wieder zurückgeben würde. Stattdessen ging sie zu ihr und erzählte ihr, was passiert war, auch dass sie ihr den Anzug geschenkt hatte. und Anna bestand darauf, außerdem bestand sie auf der Rückgabe ihres MP3 Payers. Wie es zu erwarten war, gab es natürlich mal wieder einen gewaltigen Zoff. Darauf hatten weder ich noch Anna Lust. Deswegen gingen wir zu mir.

Am Wochenende drauf waren Anna und ich schon wieder zum Schwimmen verabredet. Auch Jenny war wieder guter Laune. Nur Anna schmollte ein wenig. „toll, die flennt rum, und kriegt gleich von Mama nen neuen Bikini und einen mp3 Player“. Damit spielte sie darauf an, dass sie ihren selbst bezahlen durfte. Ich tröstete sie. Als ich dann so dreist war, mir den Badeanzug zu nehmen, meckerte sie wieder „hey, was machst du da mit meinem Badeanzug?“ fragte sie.

schließlich gab sie nach, und versprach mir, ihn mir ab und zu auszuleihen, wenn ich ganz lieb zu ihr bin. Und lieb war ich zu Anna so wie so – meistens jedenfalls. Damit konnte ich sehr gut leben.

Einige Zeit später war es mal wieder zeit meine Emails auszumisten. Dabei fiel mir jene Mail wieder auf, die mich darauf hinwies, dass ich bei dem Badeanzug überboten worden bin. bevor ich sie löschte, öffnete ich sie noch einmal. Jetzt erst fiel mir auf, dass der Käufer „Drachenbaendiger_77“ hieß. – ob das ein Zufall war? hatte der Mann der Drachenlady so viel Geld dafür ausgegeben? Ich fand das süß dass er so viel auf sich nimmt, um seiner Frau ein Geschenk zu machen. Gerne hätte ich sie noch mal wieder getroffen, und wenn es nur noch mal zum danke sagen wäre…